Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Raten Sie mal, wem das Unternehmen Pantone im Jahr 2017 posthum, 1 Jahr nach dem Tod, ein Lila mit dem Namen „Love Symbol #2“ gewidmet hat. Heißer Tipp: Schillernde Persönlichkeit, musikalisches Genie, und der Regen war lila. Ich verrate es Ihnen noch. Vorher verraten Sie mir bitte, was Ihnen alles einfällt, wenn Sie an LILA oder VIOLETT denken.
Sehr sympathisch – zum Muttertag lila Flieder aus Nachbars Garten geklaut. Was noch? Na das kommt ja aus dem Effeff, CMYK 60 90 0 10, RAL 4008, Signalviolett! Und wie kommen Sie ausgerechnet darauf? Alle Achtung, wenn Sie das wirklich ernst meinen mit Ihrem „Dieses-Jahr-aber-wirklich-Vorsatz“: Weniger Alkohol und Süßigkeiten, dafür 3x täglich inhale-exhale im Lotussitz auf der Yoga-Matte vor besagter Wand in Signalviolett, wegen der meditativen Wirkung. Ok, der Punkt geht eindeutig an Sie, für Farbwahl und guten Vorsatz.
Noch eine Assoziation? Oh oh! Wenn Sie glauben, was Sie gerade denken, dann sagen Sie es bitte wenigstens nicht laut, auch nicht unter Berufung auf good old Johnny W., von dem Sie das geklaut haben! Er behauptete: „Lila – der letzte Versuch“, und meinte damit eine Frau, die keinen Mann abbekommen hat, also trägt sie extravagantes Lila, hallo, bin noch zu haben. Dass die lila Lady vielleicht gar keinen Mann wollte, sondern lieber eine Frau, kam dem Schwerenöter des 18. Jahrhunderts nicht in den Sinn; 200 Jahre später wäre er beim Blick in feministische Kleiderschränke der 1970er/1980er Jahre vor lauter emanzipierter lila Latzhosen vermutlich von seinem Glauben abgefallen, der gute Goethe.
LILA ist in Deutschland ab ca. 1850 für frauenbewegte Frauen – und die militanteren Suffragetten in England – im Kampf um ihr Stimmrecht die Farbe der Farben. 1920 kommt eine Facette hinzu mit dem berühmten Berliner „Lila Lied“: Lila als „Zwischenfarbe“ und als Symbol für Geschlechter-Vielfalt, und so geht es dann auch erst mal drunter und drüber in der Weimarer Republik. 1923 ist dann Krise und Hyperinflation, aus der rot-lila Hundert-Mark-Briefmarke wird flugs die Eine-Milliarde-Mark-Briefmarke in dezentem Lila-Grau-Braun, und 1924 beginnen dann die Goldenen Zwanziger mit Zigaretten-Spitze, Charleston-Kleid und lila Stirnband. Bis der Spaß 1929 durch die Weltwirtschaftskrise wieder vorbei ist.
Sollten Sie auch ohne Zigarettenspitze und lila Stirnband Spaß haben, z.B. an alten Briefmarken, nur zu – die extrem seltene 100-Mark-Briefmarke ist derzeit für schlappe € 4800.- zu haben, und ich lasse Ihnen da auch gerne den Vortritt – mir persönlich wäre der Farbton statt im Briefmarkenalbum an einer Wand oder als Möbel lieber, z.B. in RAL 4007, Purpurviolett, in Kombination mit RAL 4009, Pastellviolett. Damit ich zumindest auf 2x Yoga täglich komme.
Sonst noch etwas? Genau! Stichwort „wem, wenn nicht Ihnen“ aus der letzten Kolumne – und Sie kennen FARBEN HEIM, die Firma hält ihre Versprechen: Ist das nicht ein Traum von Teppich in exotischem Beerenviolett mit einem Touch Spätburgunderlila, extra für Sie und nur für Sie ausgerollt?
Wie. Sie sehen den Teppich nicht. Wo gucken Sie denn hin, wenn ich fragen darf?Na Sie sind ja gut, Sie haben das wichtigste Wort in der letzten Kolumne überlesen – imaginär! Die Bedeutung, nur so nebenbei, kannte schon Kollege Einstein, Albert: „Imagination ist wichtiger als Wissen. Wissen ist begrenzt. Imagination umkreist die Welt.“ So ist es, Imagination ist nicht umsonst eine der ältesten Methoden, auf und hinter die Dinge zu blicken, und psychologisch-medizinisch eignen sich dafür ganz besonders die Imagination bzw. Visualisierung von Farben. Also dann mal los – welche Farbe hat denn nun IHR Teppich? Na sehen Sie, das klappt doch super – schon liegt Ihnen z.B. ein toller NCS S3040-R20B farbiger Teppich-Traum zu Füssen. Ich sag’s ja, wem, wenn nicht Ihnen! Dieser Punkt geht allerdings, das werden Sie verstehen, an Herrn Einstein.
Violette Töne kommen nicht nur als Teppich gut, auch in Räumen sehen sie klasse aus, das kennen Sie ja schon aus Ihrem 3x-täglich-Yoga-Raum. Besonders schön wirken die Töne zu weißen oder zartgrauen Fenstern und Türen – wie wäre es mit Veilchenpurpur 320 40 40 – RAL DESIGN SYSTEM plus für Ihrer Gäste-Toilette? Kann allerdings sein, dass es sich manche*r dort dann etwas länger meditativ-gemütlich macht, während Sie sich schon den zweiten ULTRA VIOLET aus Vodka, Lime-Juice und Veilchensirup mixen.
Apropos Veilchen – sollte einer Ihrer Gäste statt mit einem Veilchen im Topf mit einem Veilchen am Auge kommen, dann gehen Sie mit ihr oder ihm einfach eine Runde im Lavendelfeld vor Ihrer Haustüre spazieren, Lavendel beruhigt. Sollten Sie kein Lavendelfeld vor der Haustüre haben, servieren Sie den Cocktail alternativ am offenen Fenster, ein paar Mal inhale-exhale an der frischen Luft, das beruhigt auch. Und sollten Sie derzeit über das Aussehen Ihrer Teenagertochter selbst alles andere als beruhigt sein ob deren dunkellila Augenringe und heimlich in der Apotheken-Umschau nachlesen, wie man sie wieder loswird, die Augenringe, nicht die Tochter, so kann ich Sie beruhigen: Ihre Tochter ist vermutlich auf dem Weg, ein Megastar zu werden – Influencerinnen mit knapp zwei Millionen Follower*innen propagieren derzeit den Model-Trend schlechthin: „Violet Dark Eye Circles“. Auf Deutsch: Lila Augenringe. Brauner Lippenstift mit Lidschatten in Beere und Mauve mit hohem Blauanteil, damit es nicht entzündet, sondern verrucht aussieht, gekonnt unter das Auge getupft – und man ist fashionmäßig 2021 ganz vorne mit dabei.
Ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten…. ich jedenfalls bin aus dem Alter raus, in dem ich mir absichtlich Augenringe schminke. Ich blättere allerdings auch nicht in der Apotheken-Umschau, sondern im RAL-Farbfächer, und finde Blaulila oder ein schönes Mauve in meiner Wohnung besser als in meinem Gesicht, z.B. RAL 4011 Perlviolettmit etwas RAL 8022 Schwarzbraun gemischt; besonders edel kommen Violett-Lila-Mauve Töne auch als Tapete, z.B. von ELITIS, TEXDECOR oder EIJFFINGER. Blättern Sie also lieber in den Tapetenbüchern bei FARBEN HEIM, statt in der … na, Sie wissen schon.
Na hallo, und was Sie alles wissen! Stimmt, der Farbton Mauve ist ein echtes Zufallsprodukt: 1856 experimentierte ein britischer Chemiestudent ein bisschen vor sich hin, und heraus kam der erste synthetische Anilinfarbstoff, Mauveine genannt, abgekürzt Mauve. Der Farbton schlug sofort ein, die modebewusste Queen Victoria war begeistert – bis der Ton bald industriell hergestellt werden konnte und Mauve zur angesagten Farbe wurde für jedermann bzw. jederfrau; die Queen was not amused.
Ja, VIOLETT hat es wirklich in sich: Lila und Mauve – und auch Magenta, Pink und Purpur, dazu demnächst mehr – alles gehört zur Familie „Zwischen Rot und Blau“. Und wie überall gibt es auch in dieser Familie ein Schaf, in diesem Fall ist es allerdings nicht schwarz. Es gibt doch kein lila Schaf, werden Sie denken, das Schaf ist doch eine Kuh. Tut mir leid, Punktabzug, Sie haben demnach noch nicht aus dem Kinderbuch „Das lila Schaf“ vorgelesen, in dem es um Akzeptanz des Andersseins geht – sonst wüssten Sie, dass es alles gibt, was es nicht gibt: ein lila Schaf und eine lila Kuh. Die Kuh verdankt ihr Lila übrigens einer cleveren Werbeidee für die Firma MILch+KAkao=MILKA. Möchten Sie in Ihrem Zuhause gerne entsprechende Akzente setzen, bringen Sie bitte eine Kuh-Schokolade zu FARBEN HEIM mit, damit für Sie ein Lila gemischt wird, um das Sie der Schoko-Hersteller beneiden würde, z.B. ein RAL 4005 Blaulila mit einem Schuss RAL 3014 Altrosa oder RAL 3017 Rosé. Und, kleiner Tipp: Schenken Sie dem Herrn am Mischcomputer als Dankeschön keine alte Schoko-Tafel, Sie würden sich verraten: Seit dem Re-Design 2018 schaut die Kuh nicht mehr nach links, sondern nach rechts – auf der Verpackung sind dort die von der Kuh geliebten Alpen.
Statt nur bis zu den Alpen schauen Sie natürlich weit über den Tellerrand, Sie sind ja schließlich auch keine Kuh sondern ein Mensch mit gutem Geschmack und wissen daher, dass Lila und Braun nicht nur als Einwickelpapier mit süßem Inhalt sondern auch für das Wohnambiente eine Top-Kombination sind: Die Wand in Lila-Kuh-Lila oder z.B. in RAL 4001 Rotlila oder RAL 4011 Perlviolett, dazu der Boden in einem zarten RAL 8002 Signalbraun mit Magenta-Anteil oder einem edlen RAL 8019 Graubraun, oder in helleren Nuancen wie z.B. RAL 8024 Beigebraun oder RAL 8025 Blassbraun – das hat Stil. Und dann: Vor der lila Wand auf einem DIY lackierten Stuhl in RAL 2003 Pastellorange zur Belohnung einen ULTRA VIOLETT und eine Tafel Nougatschokolade. Bis Ihnen einfällt, Moment mal, da war doch was, von wegen Neujahrs-Vorsatz – kein Alkohol und keine lila Kuh, stattdessen Lotussitz und Abstinenz.
Zum Glück für Sie gibt es die Fastenzeit – die man auch unabhängig von dem kirchlichen Timetable machen kann, um Ausreden gleich mal vorzubeugen. Farblich-liturgisch betrachtet ist die Fastenzeit im Advent und vor Ostern bekanntermaßen auch lila bzw. violett, als Zeichen für Besinnung und Buße und Aufforderung zu Verzicht. Falls Sie biblisch nicht ganz so sattelfest sind – mit Imagination alleine nimmt man leider nicht ab, und die kirchliche Fastenzeit vor Ostern dauert 40 Tage. Na, ich bitte Sie, was andere können, können Sie doch schon lange, Jesus hat auch 40 Tage gefastet, noch dazu in der Wüste. Er hat dabei allerdings auch ununterbrochen gebetet; sollte Ihre bessere Hälfte, falls vorhanden, schon lange beten, Jesus, lass‘ meine bessere Hälfte endlich abnehmen, dann kombinieren Sie Ihre Fasten-Detox-Nummer mit einem neuen Look für Ihr Zuhause – das liturgische Violett ist nicht nur die Farbe von Spiritualität und Verwandlung, sondern auch von Extravaganz und Individualität! Also nichts wie in die Heusteigstraße zu Beratung und Farbenkauf! Und, unter uns – 40 Tage brauchen die bei FARBEN HEIM auch nicht, bis Ihr liturgisches Augenringe-Kuh-Lila-Violett gemischt ist, das geht in 5 Minuten.
Tja, gute Frage. Warum ist Violett so besonders. Violett-Töne sind nicht im physikalischen Lichtspektrum enthalten, sie entstehen durch die Farbmischung im Auge und wirken emotional verführerisch. Von Künstlern wurde es hingegen auch schon als „Unfarbe“ bezeichnet, da sie selten in der Natur vorkommt, von Flieder beim Nachbarn und Veilchen am Auge und Lavendelfeld vor der Haustüre mal abgesehen. Wassily Kandinsky, russisch-expressionistischer Maler, weigerte sich z.B., die „Frauenfarbe“ Lila zu verwenden – nicht, weil er etwas gegen Frauen hatte, das kann man nun wirklich nicht behaupten – er empfand Lila als „etwas Krankhaftes, Erlöschtes“; allerdings war Herr Kandinsky Synästhetiker, er sah eine Farbe nicht nur, er fühlte, hörte, schmeckte sie, wer weiß, wonach Lila bei ihm schmeckte, als er 1914 seine Farb-Oper VIOLETT schrieb. Sein österreichischer Jugendstil-Kollege Gustav Klimt hingegen liebte die Frauen und die Farbe Lila, so wie auch der von Klimt verabscheute Antisemit Richard Wagner, der sein letztes, 1882 uraufgeführtes Bühnenstück, den Parsifal, im „Lila Salon“ seiner Ehefrau Cosima zu Papier brachte, 346 Seiten lang, mit violetter Tinte. Und unter dem glühenden Wagner-Verehrer Adolf Hitler bekam die Farbe Lila schließlich eine tragische Bedeutung: Als sog. „Lila Winkel“, einem Stoffdreieck als Erkennungszeichen für die in KZs inhaftierten Zeugen Jehovas.
Politisch wurde die Farbe u.a. auch 1989 missbraucht – bei dem berühmten „Lila Marsch“, dem „Purple Rain Protest“ gegen die Apartheid in Kapstadt: Zigtausende südafrikanischer Demonstrant* innen wurden damals mit lila getöntem Wasserstrahl auseinandergetrieben, um sie später an Hand der verfärbten Kleidung identifizieren und verhaften zu können.
Beim US-Militär hingegen ist die Farbe ein positives Erkennungsmerkmal: Das sogenannte Purple Heart, ein Tapferer-Soldat*in-Orden, wird an einem violett-lila Band verliehen; der Farbton entspricht in etwa dem Purpleheart 188 von Little Greene. Na, und dann kennen vermutlich einige von Ihnen den 1985 von Steven Spielberg inszenierten Film DIE FARBE LILA: Den Anfang des politisch motivierten und berührenden Südstaaten-Melodrams nach dem Roman The Color Purple von Alice Walker setzte der Regisseur in einem im Wind wehenden lila-violetten Blumenfeld in Szene – Ausdruck für die Aufmüpfigkeit der in Buch und Film unterdrückten Frauen, für lesbische Liebe und für spirituelle Glaubens-Vielfalt. Mögen Sie es selbst gerne spirituell und zudem politisch und wissen nicht, wohin mit Ihrem Engagement – werden Sie einfach Mitglied der 2001 gegründete Partei „Die Violetten“.
Na, und schließlich, Sie ahnen es natürlich längst, spielen Violett und Lila auch in der Musik eine Rolle: Diekanadischen Folk-Sängerinnen von MADISON VIOLET sind derzeit gut im Geschäft, die Rapper Samra und Capital Bra räumten vor 2 Jahren die HipHop.de Awards mit dem Song „Wieder Lila“ ab, und Marteria und Miss Platnum landeten vor 10 Jahren ihren Riesen-Hit „Lila Wolken“. Die Psychedeliker*innen der Hippie-Zeit waren von der Farbe Purple – englische Bezeichnung für Lila – mit und ohne LSD-Trip angetörnt, der begnadete Jimi Hendrix schrieb 1967 seinen legendären Song „Purple Haze”, und Deep Purple nannte sich eine englische Rockband der 1970er. Und in den 1980ern beglückte the one and only PRINCE seine Fans mit der LP „Purple Rain“ – IHM ist der Pantone Lila- Farbton gewidmet!
Falls Sie jetzt denken, Ihnen könnte auch mal ein Farbton gewidmet werden und bitte nicht erst posthum, sondern am besten noch heute, und außerdem hätten Sie auch gerne ein paar Millionen social media-Follower*innen, wenn Sie Ihre Bude schon in Augenringe-Violett oder Kuh-Lila streichen, hier mein ultimativer Tipp exklusiv für Sie: Nach dem Streichen ist vor dem Putzen – werden Sie „Cleaning-Influencer*in“! Videos unter dem Hashtag #Cleaning haben derzeit über 7,5 Milliarden Abrufe – statt Dark Eye Circles machen Sie einfach einen auf „Deep Cleaning“, so nennt sich der Hype!
Die Utensilien dazu finden Sie wo? Richtig! Holen Sie also zu Farbeimern und Pinsel noch Farblöser und Schwämme, putzen und posten Sie, was die Flaschen hergeben, und lassen Sie mal sicherheitshalber vor lauter Begeisterung über Ihren guten Geschmack noch eine Wand frei – in der nächsten Kolumne geht es um die Farben, die sich in der Violett-Familie besonders extravagant geben: MAGENTA, PINK und PURPUR!
In diesem Sinn – SEIEN SIE KREATIV!
Herzlich Ihre Farben Heim Kolumnistin
Dagmar Walser