SILBER
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Na, sehen sie ihn? Wie, wen. Na den Silberstreifen! Da hinten, am Horizont!
Nein??? Sorry, dann müssen Sie mal eben auf einen Hocker steigen. Ach, ein Bein vom Hocker wackelt? Da habe ich eine gute Lösung, ich sage sie Ihnen gleich, das geht heute Knall auf Fall – nein, bitte nicht Sie, fallen Sie bloß nicht jetzt schon vom Hocker, wir haben doch gerade mal Februar 2022, und die Highlights überschlagen sich bereits, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll:
No 1: Sie lesen gerade die neue Farben Heim Kolumne!
No 2: Der graue Nieselregen-Schneematsch-Januar ist vorbei!
No 3: Wir lassen uns durch nichts die Laune verderben!
Und das, liebe Leserinnen und liebe Leser, ist noch längst nicht alles!
No 4: Das Geheimnis um das „Jeesusteippi“ wird gelüftet!
Na, und für Highlight No 5 sage ich nur – bitte anschnallen! Warum, erfahren Sie gegen Ende der Kolumne. Kleiner Tipp – es fängt mit I an, I wie der gute Vorsatz zum neuen Jahr: „Ich könnte meine Bude optisch mal wieder auf Vordermann bringen“.
Klar. Das hätte ich mir denken können – Sie hatten das längst als guten Vorsatz, Sie sind wie immer auf der Höhe der Zeit und der Zeit der Veränderung. Das mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr ist allerdings immer so eine Sache, und abgesehen davon, dass Sie für dieses Vorhaben noch Ihren persönlichen FH-Booster bekommen – er gehört zu Highlight NO 5 -, und mal abgesehen davon, dass dazu außer Kreativität auch Können nötig ist, brauchen Sie ganz unbedingt etwas, ohne das nichts geht, kein guter Vorsatz und kein gutes Vorhaben – ein Jeesusteippi, wie es auf Finnisch heißt. Ein Jesus-Tape.
Auf so einen Namen muss man erst einmal kommen. Wenn Sie finnische Filme kennen, z.B. die der berühmten Brüder Kaurismäki, dann erklärt sich das von selbst, die Jungs bringt so leicht nichts aus der Ruhe, was nicht passt, wird passend gemacht, sowohl beim Film als auch im Leben und mit und ohne Jesus, manchmal mit einem Bier zu viel, auf alle Fälle immer dank eines Jeesusteippis. Das gibt es – ich schreibe es nur zur Sicherheit, SIE wissen das natürlich – bei uns auch, allerdings nicht aus der klerikalen Werkzeugkiste, sondern aus der kinematographischen, bei uns heißt es GAFFA TAPE. Auch Panzer-Tape genannt, dieses so unglaublich nützliche und starke Gewebe-Klebeband, meist in Silber, das man ohne Rückstände wieder entfernen und ohne Schere oder Messer mit den Fingern gut von der Rolle abreißen kann, und ohne das man im Leben an sich und im Besonderen völlig aufgeschmissen ist.
Der Name GAFFA leitet sich von dem englischen Wort Gaffer ab und bezeichnet Mitarbeiter*innen u.a. bei Film und Bühne, die für die Beleuchtung zuständig sind, immer sehr viel zu verkabeln haben und u.a. den Kabelverhau mit besagten Tapes zusammenhalten; man kann außerdem Positionen markieren für Schauspieler*innen oder Orchesterstühle, wenn jemand zu viel Unsinn redet, kann ein Stück Gaffa-Tape für Ruhe sorgen, und man kann auch mal eben die ein oder andere Schraube tapen, wenn eine locker ist, wo oder bei wem auch immer.
Die Erfindung geht zurück auf einen Amerikaner, den Ingenieur Richard Drew, der 1925 aus Harzen, Gummi und Krepppapier für die Automobil-Industrie zum leichteren Farb-Umspritzen das erste Krepp-Klebeband herstellen ließ; 5 Jahre später, 1930, legte er dann noch mit einem transparenten Klebeband aus Cellophan nach, dem Scotch-Masking-Tape; im Laufe der Zeit kamen diverse Bezeichnungen dazu, Duct-Tape zum Beispiel, Rohrleitungs-Klebeband, oder Rigger‘s Tape und auch Hurricane-Tape – alles passende Umschreibungen für das, für das dieses Zaubertape steht: Dinge fest zusammenzuhalten.
Das eigentliche Gaffa-Tape, das vor allem für Film und Bühne verwendet wird, hat später der New Yorker Filmer und Kameramann Ross Lowell erfunden – dieses Klebeband glänzt im Gegensatz zu den Duct-Tapes nicht, sondern ist matt und reflektiert somit kein Licht, das ist bei Film und Bühne wichtig. Gaffa-Klebebänder gibt es in diversen Farben, am meisten verwendet werden unauffälliges Schwarz und besagtes nicht reflektierendes Silber, und sie halten zusammen, was das Zeug hält. Deshalb heißt es in Finnland eben auch Jeesusteippi – Jesus hält ja schließlich auch alles zusammen, so gut es geht; das glauben jedenfalls die Menschen in Finnland.
Jesus-Gaffa-Hurricane-Tape, wie auch immer – wofür man das braucht? Na, Sie stellen ja Fragen, noch nie einen losen Rocksaum gehabt? Mit Gaffa-Tape festkleben, fertig ist das Provisorium. Irgendetwas ist irgendwo abgebrochen? Gaffa-Tape drumherum, fertig. Ein Loch im Fahrradschlauch? Bis zur nächsten Reparaturwerkstatt hält das Gaffa-Tape das Loch dicht. Sie sehen, Sie brauchen es immer und überall, im Haushalt und im Leben, und ganz besonders, wenn Sie Ihre Bude umstylen – im Maler- und Dekorationshandwerk ist es für jede Situation, in der etwas stark haften soll, unverzichtbar, sogar auf Asphalt klebt das Tape. Jesus!
Na ja, und deshalb gibt es das auch wo??? Richtig!!! Der Farbenhändler Ihres Vertrauens hat das unverzichtbare Tape von STORCH und TESA und das auch noch in zwei Breiten, 38 mm und 50 mm. Nicht genug – der Farbenhändler Ihres Vertrauens hat außerdem eine Farben-Kolumnistin, die so begeistert ist von diesem Alles-Könner-Tape und ganz besonders in Silber, dass sie auf die diversen 2022 Colors of the Year von welchen Firmen auch immer sowas von pfeift – und SILBER zur Farbe des Jahres erklärt!
Damit die Firma PANTONE nicht beleidigt ist, die sich monatelang Mühe gibt, weltweiten Trends nachzuspüren, um jedes Jahr ihre „Color of the Year“ zu küren und sich für 2022 für den Farbton VERY PERI entschieden hat, ein Lila-Violett, empfehle ich, falls Sie ein*e Trendsetter*in sein möchten und sich gerne einen angesagten lilablassblauen Wohntraum erfüllen möchten, das z.B. in den RAL Violet-Tönen 4001 oder 4005 oder 4011 zu tun.
PANTONE bzw. das Institut of Color denkt sich ja etwas bei der Farbwahl, möchte man jedenfalls meinen. Passend zur doch leicht deprimierten emotionalen Lage in der Pandemie-Welt soll dieses zarte helle Very Peri Violett – im Gegensatz zu der Pantone Color of the year 2018, einem kräftigen selbstbewussten tiefen Ultra Violet – eher sensibel aufheitern. Unter uns, man könnte zur Aufheiterung auch eine lila Tafel Schokolade essen, Sie erinnern sich, die Schoko-Nummer hatten wir bei der Farbkolumne LILA.
Der Name Very Peri leitet sich im Englischen ab von einer Pflanze namens Peri Winkle – das ist bei uns das Immergrün, mit Blüten u.a. in besagtem Zartlila. Und wenn Sie jetzt unbedingt auch einen Eimer Very Peri möchten, da das, pandemisch-deprimierende emotionale Lage hin oder her, so schön klingt – na, ich halte Sie davon nicht ab! Was glauben Sie, wie toll Sie das kombinieren können – für dezentes Understatement setzen Sie noch einen Akzent, oder noch besser, gestalten eine ganze Wand oder vielleicht die komplette Gästetoilette in SILBER, und der WOW-Effekt ist Ihnen sicher!
Ideal dafür geeignet wäre z.B. Imperium 09 von OIKOS oder im eleganten seidenglänzenden Ton OTTOCENTO, die sehen ziemlich gut aus, um nicht zu sagen cool; wenn Sie lieber klotzen und nicht kleckern, dann versuchen Sie den Farbton RAL 9006 Silber Metallic. Damit gehören Sie dann zu den Interior-Stil-Ikonen. Und dann kleben Sie auf Ihre violette Very-Peri-Wand mit ein paar Streifen silbernen Gaffa-Tapes noch einen coolen Spruch „Reden ist Schweigen – Silber ist Gold“, oder “Wham Bam Shang-A-Lang“ von der norwegischen Band SILVER, und wenn Besuch kommt und wissen möchte, was das bedeutet, dann werden er oder sie oder beide gleich merken, was das bedeutet, wenn Sie ihnen einen SILBER-COCKTAIL servieren – einen Energy Silberpfeil Drink mit Prosecco aufgegossen, oder für die Antialkoholiker den Energydrink mit Ingwersirup, Limettensaft, Soda und Crushed Ice gemixt. Ich sage nur – Wham Bam!
Und wenn Sie dann nach dem zweiten Silber-Cocktail denken, shang-a-lang, ich habe ja noch ein, zwei Wände frei und für diese etwas ganz Exklusives möchten, na, da gibt’s ja nur eins: OIKOS. In diesem Fall würde Ihnen der oder die vertraute Farbenhändler*in vielleicht STUCCO RAFFAELLO R 30 empfehlen, plus ein dekoratives Perlmutt Wachsfinish „ARGENTO“ als Veredelung. Die tollen metallisch changierenden Reflexe schützt das RAFFALELLO MADREPERLATO mit nur einem Spachtelauftrag… na, ich gerate gleich ins Schwärmen, lassen Sie sich bitte die genaue Anleitung zu dieser sensationellen Technik bei FH erklären. Sie wissen schon, bei FARBEN HEIM. Und – jetzt anschnallen – wenn Sie gerade keine Zeit haben, in der Heusteigstraße vorbei zu fahren, dann lüfte ich das Geheimnis um den Knaller No 5: Farben Heim ist jetzt auf INSTAGRAM!
Ok, bevor Sie jetzt gleich stundenlang followern und sich die neuesten Kreationen ansehen und die tollen Videos, was wie warum so schön aussieht und wie man das macht, verrate ich Ihnen noch, warum SILBER so ein besonderer Farbton ist: Man assoziiert damit einerseits kühles Understatement, andererseits positive Leichtigkeit, schnörkellose Klarheit und dann wieder Übersinnlichkeit. Das zumindest sehen alle esoterik-begabten oder -geplagten Menschen so, für sie symbolisiert Silber zudem das weibliche Prinzip des Mondes, außerdem Intuition, und wenn es ganz toll kommt, auch noch mediale Fähigkeiten. Ob das auch etwas mit einem potentiellen Silberblick zu tun hat oder mit dem Tafelsilber, das in Notzeiten verscherbelt wird, mit einer bevorstehenden Silberhochzeit oder der Begabung, etwas geschickt zu versilbern, sei dahingestellt, Hauptsache SILBER. Sollten Sie an Esoterik und Co glauben, so sei Ihnen fairerweise noch verraten, dass nicht das Metall per se, sondern lediglich der Farbton SILBER nach Vorstellung der Übersinnlichen auch Allergien auslösen und Geschwätzigkeit verursachen kann, und, wenn es ganz schlimm kommt, nimmt man es unter Silber-Einfluss mit der Wahrheit nicht mehr so genau.
Im Alltag, ob esoterisch oder nicht, wird Silber u.a. gerne verwendet bei Symbolen hochpreisiger Automarken, denken Sie an den silberfarbenen Jaguar, den Mercedes-Stern oder das OPEL Symbol. Silber signalisiert Stil und Wohlstand und es macht auch vor dem Alter nicht Halt, Ü60 Jährige gehören heute zur Silver-Generation, und das liegt nicht nur an den silbergrauen Haaren, die heute schon mit 30 absolut angesagt sind, Silver-Generation klingt einfach besser als Rentner*innen. Auch in der Kosmetik-Industrie wird Silber als Farbton verwendet, um z.B. Sauberkeit, Klarheit, Hygiene zu vermitteln, Cremetöpfchen mit silbernem Deckel haben eine andere emotional-optische Wirkung als mit goldenem. Gold steht für Luxus, Silber ist eine Spur bescheidener, eine Silbermedaille oder der Silberne Bär als Trophäe bedeuten auf den Treppchen, die angeblich die Welt bedeuten, „nur“ den Platz zwei. Dabei ist auch ein zweiter Platz super und ideell oft mehr wert als ein erster; mal abgesehen davon, dass eine Goldmedaille bei der Olympiade zu etwa 92,5 % aus Silber besteht und lediglich vergoldet ist.
Last and least – allen Musiker*innen unter Ihnen brauche ich nicht zu sagen, dass Blasinstrumente wie Querflöre oder Saxophon besonders schön und warm klingen, wenn sie aus Silber hergestellt sind. Das edle Metall kommt in der Natur vor, heißt auf Lateinisch Argentum, und davon leitet sich auch der Name ab für ein Land, in dem Europäer einst hofften, Silber zu finden – Argentinien. Wenn Sie jetzt am liebsten gleich selbst Silber schürfen möchten und dann mit Hilfe des Jeesusteippis Ihre Wände damit tapezieren möchten, dann fahren Sie einfach kurz nach Bolivien in die Stadt Potosí zur berühmten Silbermine. Dort bleibt Ihnen allerdings die Luft weg auf 4000 Metern Höhe, wenn Sie in voller Montur und mit Sturzhelm durch niedrige stockdunkle Gänge in die Silbermine gehen. Glauben Sie mir, ich war drin, und habe kein Silber gefunden.
Investieren Sie lieber in eine der unglaublich schönen und edlen Silbertapeten, z.B. von CASADECO oder ÉLITIS oder MASUREEL. Wie man solche exklusiven Designer-Tapeten richtig und gekonnt an die Wände bringt? #farbenheim!!! Und dann ein very peri Immergrün mit zartlila Blüten auf Ihren Hocker, vor die neu tapezierte Wand, und der Silberstreifen ist Ihrer und die Welt wieder in Ordnung. Und sollte immer noch ein Bein Ihres Hockers wackeln, dann – Jesus, her mit dem Tape!
In diesem Sinn SEIEN SIE KREATIV!
Herzlich, Ihre Farben Heim Kolumnistin
Dagmar Walser